Wenn man sich in unserer FSJ-Pädagogik-Seminargruppe umschaut, so macht die große Mehrheit ihr freiwilliges Jahr an einer Grundschule. Nur ein kleiner Bruchteil ist an einem Gymnasium, einer Oberschule oder einer Förderschule zu finden. Grund dafür ist auch teilweise der fehlende Altersunterschied zwischen den Schüler*innen und den Freiwilligen.

Heute berichtet Clarissa, wie es ist, ein ganzes Jahr als Freiwillige an einem Gymasium zu verbringen, obwohl man ja gerade erst selbst noch Schüler*in einer solchen Schule war.

 

Wie kann man sich sicher sein, ob ein Beruf auch wirklich was für einen ist? Ob man wirklich genau das studieren will, was man sich vorstellt? Wie kann ich wissen, ob der Beruf auch wirklich geeignet für mich ist? Diese Fragen haben mich jahrelang beschäftigt. Von Prinzessin, über Journalistin bis hin zur Lehrerin kamen wohl fast alle Berufe für mich in Frage. Aber bei Lehrerin bin ich irgendwie hängen geblieben. Jedoch wollte ich erstmal in den Beruf reinschauen, bevor ich ihn studiere und dann eventuell zu spät merke, dass er nicht für mich geeignet ist. Ich redete mit meinen Tutoren über mein Vorhaben, immerhin waren sie es, die mir diesen Beruf ans Herz gelegt hatten. Auf den Rat einer Referendarin stieß ich dann auf das „FSJ Pädagogik“.

Ich bewarb mich also bei mehreren Gymnasien auf eine FSJ-Stelle, denn wenn mir eins klar war, dann, dass mir Grundschulkinder zu jung und zu anhänglich sind (so dachte ich es mir zu mindestens). Ich wollte austesten, ob ich mit den jüngeren Schülern am Gymnasium klarkomme oder mich in einer Klasse behaupten kann (denn bisher hatte ich nur einzelne Schüler*innen vor mir in der Nachhilfe sitzen).  Nach einigen Gesprächen an verschiedenen Schulen mit verschiedenen Direktoren meldete sich meine Wunscheinsatzstelle nach zwei Tagen. In der E-Mail stand, dass die Schule mich gerne als FSJ-lerin haben wollen würde.

Nun bewarb ich mich bei der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung in der Hoffnung, dass auch diese mich annehmen würden. Anfang Juni 2018 hatte ich nun beide Zusagen und wartete aufgeregt auf meinen ersten Arbeitstag. Jedoch muss ich zugeben, dass ich etwas Angst hatte. Denn ich war nicht viel älter als die Schüler*innen der Oberstufe. Und vor über 25 Schüler*innen stand ich auch noch nie. Und ob  dann alle auf mich hören?

Mit einer Mischung aus Angst und Freude ging ich nun zu meinem ersten Arbeitstag. Dort wurde mir mitgeteilt, dass ich mit einer Lehrerin eine 5. Klasse einführen und etwas leiten sollte. Da musste ich erstmal etwas schlucken, denn gerade vor dem kindischen Leichtsinn der jungen Schüler*innen hatte ich Respekt.

Die ersten Monate verliefen sehr gut. Denn ich war erstens nicht alleine (ich habe ein super Kollegium hinter mir) und ich habe eine tolle Klasse! Als die Lehrerin, bei der ich von Anfang an war, in ihren Erziehungsurlaub ging, wurde mir die Gelegenheit geboten, die Klassenleiterstunden in der 5. Klasse zu übernehmen. Dieses Angebot nahm ich dankend an!

Natürlich habe ich nicht nur die 5. Klasse betreut, sondern auch viele Lehrer auf Ausflüge begleitet, in der Bibliothek gearbeitet, Vertretungsstunden übernommen, eine Hausaufgabenbetreuung geleitet und ganz viel mit Schüler*innen verschiedenen Alters gearbeitet. Durch das FSJ und die dazugehörigen Seminarwochen lernte ich viele andere FSJ-ler*innen kennen und nun änderte sich auch etwas mein Bild über Grundschulkinder, dennoch wurde mir klar, dass diese Altersgruppe für mich nicht in Frage kommen würde. Ich habe viele neue Freundschaften geknüpft und Erfahrungen gesammelt.

Jetzt kann ich nicht nur guten Gewissens sagen, dass meine Ängste unbegründet waren, sondern auch, dass der Beruf wirklich mein Traumjob ist! Ich liebe es mit Menschen, egal welchen Alters, zu arbeiten und besonders liebe ich es, etwas in den Köpfen der Menschen zu verändern. Ich habe gelernt, dass es nicht auf das Alter ankommt, sondern darauf, wie man vor den Menschen auftritt. Das FSJ Pädagogik ist das Beste, was mir zu dieser Zeit passieren konnte und ich blicke traurig auf die wenige Zeit, die mir noch mit meinen Schüler*innen bleibt.

Clarissa Kunath (FSJ Pädagogik, Deutsche Kinder- und Jugendstiftung)

(Image by Klimkin by Pixabay)

Nur Mut! Ein FSJ an einem Gymnasium?
Markiert in:                    

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert