Bevor ich mich in diesem Blogbeitrag verliere und euch mein Herz und meine Gedanken zu diesem Thema ausschütte, will ich euch noch kurz meine Situation und aktuelle Lage erklären. Ich heiße Kerstin und mache ein FSJ Pädagogik in der wunderbaren Stadt Leipzig. Ursprünglich komme ich jedoch aus der Kleinstadt Altenburg in Thüringen.

An einem gewöhnlichen Tag, in einem gewöhnlichen Zimmer, stöberte ich nach einer Zukunftsmöglichkeit, da meine Eltern langsam Druck auf mich ausübten. Ich suchte und suchte und stieß auf diese eine Seite. Sofort war ich begeistert und so kam es also dazu, dass ich nach einer Schule suchte. Blöderweise stellte ich fest, dass es das FSJ Pädagogik nur in Sachsen gibt. Aber schnell entschloss ich mich dazu, meinen Geschwistern, die schon in Leipzig wohnen, zu folgen. Ich bewarb mich an 3 Schulen in Leipzig und mit viel Glück nahm mich meine Favoritenschule. Mit viel Freude fieberte ich dem August entgegen.

Für mich begann eine aufregende Zeit. Mit zwei Freundinnen begann ich eine Wohnung zu suchen und schnell fanden wir eine, die unseren Wünschen entsprach. Der Einzug war dann am ersten Septemberwochenende. Stopp, das FSJ begann ja aber im August. Für diese Zeit wohnte ich zur Zwischenmiete in einer Jungs-WG in Reudnitz. Diese Zeit war für mich sehr schwierig, da ich mich in der Wohnung ohne meine Möbel und Lieblingsstücke nicht wohlfühlte und die Jungs leider nicht so aufgeschlossen waren. Nach der Arbeit nahm ich mir sehr viel vor, sodass ich nur die Nächte in der Wohnung verbrachte und an den Wochenenden fuhr ich zu meiner Familie und meinen Freunden. Ab September lebte ich dann endlich in meinen eigenen vier Wänden. Zuerst wohnte ich dort alleine, da meine zwei Mitbewohnerinnen erst im Oktober einzogen. Ich freute mich sehr darauf und fieberte wieder. Jedoch empfand ich diese Zeit alleine in der Wohnung nicht als komisch. Ich fühlte mich nicht alleine, da meine Arbeitszeiten oft bis 16 Uhr gehen und ich mir an den Nachmittagen und Abenden viel vornahm. Als dann die zwei Mädels einzogen, war vieles leichter. Da wir uns schon aus Schulzeiten kennen, ist das Zusammenleben sehr heimisch. Wir kochen oft zusammen, gehen am Wochenende zusammen feiern und genießen das WG-Leben.

Anfangs fiel mir der Abschied von meinen Eltern nach den Wochenenden sehr schwer und oft flossen Tränen, obwohl die beiden gar nicht so weit entfernt wohnen. Der Schritt auszuziehen fiel mir nicht so leicht, da ich zu meinen Eltern ein sehr gutes Verhältnis habe und man erst nach dem Auszug merkt, dass etwas fehlt. Wenn man nach der Arbeit nach Hause kommt, war anfangs niemand da und fragte nach meinen Tag. Ich halte auch jetzt noch fast täglich Kontakt zu meinen Eltern, da es auch für sie ein schwerer Schritt war, weil ich das letzte von vier Kindern bin, dass ausgezogen ist. Eine weitere Umstellung, neben dem Vermissen, ist die Hausarbeit und die Sachen, die man regeln muss, wenn man dann eine eigene Wohnung hat. Das fängt mit dem Einkaufen an. Anfangs denkt man sich: „Ach, heute gönne ich mir mal den teuren Pudding.“ Und am Ende des Monats denkt man dann doch eher: „Hätte ich den Pudding doch lieber weggelassen, dann könnte ich mir jetzt Butter aufs Brot schmieren.“ Aber mit der Zeit lernt man dazu … 😀 Auch solche Dinge, wie das Putzen und den Müll rausbringen, machen sich nicht von alleine. Schnell stellten meine Mitbewohnerinnen und ich fest, dass das nur mit einem Putzplan geht und nicht auf Zuruf.

Jetzt, 6 Monate später, muss ich sagen, es ist wunderbar. In meiner WG fühle ich mich sehr wohl und fühle mich angekommen. Ich fahre jetzt nicht mehr jedes Wochenende heim, sondern verbringe auch gerne Wochenenden in Leipzig. Meine Freunde, auf die ich mich auch während der Zeit des Auszugs und des Alleinlebens immer verlassen konnte, besuchen mich oft in Leipzig. Da viele von ihnen wie ich zu Hause auszogen, konnten sie mich gut verstehen. Einen weiteren Rückhaltspunkt hatte ich zu dieser Zeit und auch jetzt noch bei meinen Geschwistern. Egal ob es mal knapp mit der Butter ist, ob ich Langeweile habe oder Heimweh, sie sind immer für mich da. Aber auch während des FSJs lernte ich Menschen kennen, auf die ich zählen kann und mit denen ich außerhalb der Bildungswochen gerne Zeit verbringe.

Also, falls du das gerade liest und dich noch nicht für ein FSJ entschieden hast, weil du zu Hause ausziehen müsstest, verspreche ich dir, du wirst es nicht bereuen. Dieses Jahr bietet dir so viel und auch der Auszug von zu Hause bringt dich weiter. Du merkst, dass du auch alleine sein kannst und wirst somit ein Stück unabhängiger. Ich bereue nicht, diesen Schritt gewagt zu haben und da die Tage bis zum Ende meines FSJs gezählt sind, merke ich jetzt schon, wie traurig mich dies macht.

Text: Kerstin (FSJ Pädagogik, Deutsche Kinder- und Jugendstiftung Sachsen), Foto: @mastersenaiper/Pixabay

„Vom Ausziehen, Wäsche waschen und sich selbst organisieren“
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