Der Sommer schmilzt die Deutschen bereits im Frühjahr dahin. Alle bangen um ihren Diesel, eine bedrohte Art nach der anderen verabschiedet sich und Küstenbewohner weltweit gehen bald mit Haus und Hof baden. Insgesamt eine ziemlich unschöne Bilanz, die wenig hoffen lässt. Doch noch nicht alle haben den Kampf gegen die Zerstörung unseres Planeten aufgegeben. Während Menschen, wie Greta Thunberg, Tausende Menschen auf die Straße bringen und die Jugend langsam erwacht, bleiben auch die hiesigen FÖJler in ihrem Bestreben, die Welt zu retten, nicht untätig.

Diesel, Kohlekraft und Plastikverschmutzung hin oder her, der größte Klimaschlächter ist der Deutsche Mittelklasse-Max, der auf dem heimischen Sofa eifrig Schweineschnitzel und Schinkenbrötchen schnabuliert. Die Zahlen der Albert-Schweizer-Stiftung sind allgemein zugänglich und bekannt: 15.415 Liter Wasser, 20 Kilogramm CO2 und bis zu 49 Quadratmeter Land gehen für ein Kilo Fleisch (2 kleine Steaks) drauf. Kurz gesagt: wer auf Fleisch verzichtet, darf mit gutem Gewissen den Druck im Duschkopf wieder aufdrehen und mit dem Auto zur Arbeit fahren, und lebt trotzdem wesentlich umweltfreundlicher als jeder Fleischkonsument, ganz gleich ob das Fleisch Bio ist oder aus der Massentierhaltung stammt. Kurzum: Wenn wir keine Rohstoffkriege, Dürreperioden, Hungersnöte und Naturkatastrophen wollen, ist die einzige Option den Fleischkonsum der Menschheit radikal zu minimieren. 1 Kilogramm Schweinenacken für 3,50 € ist für das Klima einfach nicht tragbar und diese Preise sind für den Schaden, der damit der Umwelt angetan wird, absolut unverhältnismäßig. Bedenkt man bei alldem noch, dass allein in Deutschland im Jahr 346 Millionen Kilo Fleisch weggeworfen werden, fällt es schwer zu glauben, dass die Politik auch nur im geringsten versteht, auf welchen Abgrund wir uns zubewegen. Und so bleibt es an uns, der Bevölkerung, unseren Fleischkonsum zu reduzieren.

Aber das schmeckt doch so gut“ und „ich brauche die Nährstoffe“. Das sind die typischen Reaktionen der Menschen, wenn es um das Thema Veganismus geht und ja, es schmeckt toll und sicherlich ist Vitamin B12 in gewisser Weise wichtig für den Körper, aber die Unmengen an Antibiotika, Wachstumshormonen und der stetig steigende Blutdruck, die mit dem Fleischkonsum Hand in Hand gehen, überschatten diesen zugegeben recht kleinen gesundheitlichen Aspekt beim Fleisch essen und es gibt mittlerweile sogar erschwingliche Zahnpasten für die, die ungern Vitaminkapseln schlucken, und dennoch auch ohne Fleisch das volle Spektrum an Vitaminen genießen wollen.

Das alles und die Erfahrung, dass auch veganes Essen wirklich, wirklich lecker sein kann, haben die FÖJler am vierten April diesen Jahres an die Bevölkerung getragen, als sie auf dem Augustusplatz zu Leipzig kostenloses veganes „Fingerfood“ verteilten. Mehr oder weniger pünktlich ging es um 9 Uhr mit dem Aufbau des Standes los, dann wurden mit Hingabe und unter strenger Einhaltung der Hygienevorgaben frisches Pesto, Humus, Kokos- und Dattelkugeln zubereitet. Unter all dem Kochen und der Aufklärungsarbeit mit interessierten Passanten verging die Zeit wie im Flug und schnell zeigte sich, dass viele Leute eine gewisse Unsicherheit und einen sorgenvollen Blick zeigen, sobald sie sich mit den Spuren, die das Fleisch hinterlässt, konfrontiert sehen.

Der Kampf gegen den Klimawandel ist vor allem der Kampf gegen die menschliche Verschwendungssucht und gegen die Wegwerfgesellschaft, ein Kampf gegen unverhältnismäßigen Fleischkonsum, gegen die Gemütlichkeit. Jeder, der im Naturschutz aktiv ist, stößt meist früher als später auf die Grenzen der Bequemlichkeit. Es ist ein Fakt, dass viele Menschen Schwierigkeiten haben ohne Fleisch zu leben, da es so tief mit ihrem Leben verwachsen ist. Dennoch ist der Verzicht auf lange Zeit indiskutabel und verzichten müssen wir. Wir haben jetzt noch den Luxus, dies so angenehm und fließend zu gestalten wie möglich, denn der Tag ist nicht fern, an dem es nicht mehr die Grenzen der Gemütlichkeit sind die uns aufhalten, sondern die Grenzen, in die uns unser Planet, ja die Realität weist. Und die werden für viele schmerzhaft und entbehrungsreich sein. Wenn wir jetzt anpacken und verzichten, haben wir in 50 Jahren vielleicht noch Luft zum Atmen, Wälder und ausreichend Obst und Gemüse, sowie Getreideprodukte, dafür aber kein Fleisch mehr. Wenn wir die Kurve nicht kriegen, haben wir in 50 Jahren eine leere sowie trockene und heiße Wüste, in der keine Pflanze mehr wächst und in der das Atmen gesundheitsschädigend ist. Ach ja, Fleisch gibt es dann übrigens genau so wenig wie Avocados aus Peru, oder Holz zum Bauen. Dann gibt es einfach nichts mehr, außer das bisschen, was in unseren Breitengraden und auf unserem nitratverseuchten Boden noch wächst.

Text und Foto: Clemens Kühn (Träger: Ökostation Borna Birkenhain e.V.)

Die Dämmerung des Gemüsezeitalters
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