Mittlerweile ist die Hälfte meines Freiwilligendienstes um und die ersten sechs Monate sind schneller rum als gedacht. Das liegt sicherlich daran, dass man sich mittlerweile an das Arbeitsleben und gewisse Abläufe gewöhnt hat und trotzdem immer wieder auch auf neue und interessante Aufgaben stößt. Zeiten in denen man nichts zu tun hat, sind die Ausnahme, da man mittlerweile mit der Einsatzstelle vertraut ist und es somit immer Sachen gibt, die man noch erledigen kann, Sachen – von denen man am Anfang gar nicht wusste, dass sie existieren.

Beispielsweise wurde ich im Dezember in die Inventarisierung von Büchern eingeführt. Dies ist wichtig, um den Überblick über unsere Bibliothek bzw. unseren Bestand zu behalten. Und als Gedenkstätte kommen immer neue Bücher an, denen man sich in ruhigen Zeiten widmen kann. Wenn alle Bücher inventarisiert sind, kann ich mich auch um Schülerprojekte und Informationsmaterial kümmern und diese(s) vorbereiten und aktualisieren. Wenn gar nichts weiter ansteht, habe ich immer noch die Inventur im Archiv vor mir, die ich aufgrund der vielen neuen Aufgaben noch nicht beenden konnte.

Am meisten Spaß hat es mir aber gemacht, an der neuen Ausstellung mitzuarbeiten. In dieser werden die beiden Bautzener Gefängnisse zur Zeit des Nationalsozialismus thematisiert. Ich durfte dabei einen eigenen Text verfassen, der später in der Ausstellung zu sehen sein wird. Somit war ich auch bei Textbesprechungen dabei, was wirklich sehr interessant war und wo ich auch viel lernen konnte. Bei diesen Besprechungen wird nahezu jedes Wort eines Textes diskutiert und besprochen. Generell habe ich die Möglichkeit, sehr genaue Einblicke in die Entstehung und Arbeit an einer Ausstellung zu bekommen. Dies betrifft die Vorangehensweise, Planung, Besprechung untereinander mit den Kollegen, aber auch die Zusammenarbeit mit anderen Institutionen. Gerade dabei bekommt man auch viel mit über die Organisation von Stiftungen bzw. Institutionen im Allgemeinen, sowie Realpolitik, Pressearbeit und was eben auch dahinter steht – also was Außenstehende nicht mitbekommen. Ich werde auch weiterhin an der Ausstellung mitarbeiten können, insbesondere kann ich den Mediaguide mitentwickeln.

Meiner Chefin und meinem Mentor kam die Idee, dass sich die drei FSJler, die in je einer Gedenkstätte der Stiftung Sächsische Gedenkstätten arbeiten, gegenseitig an ihrem Arbeitsplatz besuchen, um die jeweiligen anderen Einsatzstellen mal ein bisschen genauer kennenzulernen bzw. darüber hinaus auch die anderen Gedenkstätten, die nicht am FSJ Politik teilnehmen. Im letzten Quartal haben wir angefangen, diese Aktion zu planen. Ziel ist es, dass wir immer in Form einer Führung die jeweilige Gedenkstätte besuchen und danach vielleicht noch andere Sachen anschauen. In Bautzen würde sich dafür die JVA Bautzen anbieten, die ich ohnehin noch vorhabe zu besuchen. Das Ganze haben wir vor auch thematisch irgendwie einzukleiden, indem wir beispielsweise Führungen oder Arbeitsweisen in den Gedenkstätten vergleichen. Genaueres dazu planen wir momentan.

Woran ich sehr gerne zurückdenke und was gewissermaßen auch ein Höhepunkt der letzten Monate war, ist die Weihnachtsfeier. Bei dieser waren wir als Kollegen, zusätzlich mit ehemaligen Kollegen, die mittlerweile woanders arbeiten, im Mönchshof in Bautzen Gans essen. Danach wurde gewichtelt. Dies war nochmal eine gute Gelegenheit sich besser kennenzulernen und den Kollegen näher zu kommen. Im Zuge dessen und den darauffolgenden Wochen und Monaten habe ich eine für mich auch sehr wichtige und neue Erfahrung gemacht: Diese besteht darin, dass ich den Unterschied zwischen Lehrern in der Schule und Kollegen mitbekommen habe. Es ist eben nicht mehr so, dass ich in meiner Arbeit kontrolliert werde oder bzw. dass es ein Schüler – Lehrer – Verhältnis gibt, sondern dass man gewissermaßen gleichberechtigt ist, bzw. als gleichwertig angesehen wird. Natürlich gibt es allein schon wegen der fachlichen Kompetenz und der Erfahrung Unterschiede. Diese werden auch immer bestehen bleiben, dennoch wird meine Meinung genauso gehört und beachtet wie die jedes anderem und ich bin, zumindest für dieses eine Jahr, ein fester Bestandteil des Teams.

Rundum bin ich mit dem Verlauf meines Freiwilligen Jahres bis hier hin sehr zufrieden. Ich fühle mich in der Seminargruppe sehr wohl, mit manchen Dresdnern treffe ich mich auch außerhalb der Seminare regelmäßig. Das FSJ nehme ich als eine Art „Auszeit“ war, da ich wenn ich nach der Arbeit Zuhause ankomme, genau weiß, dass ich nun Freizeit habe und nicht noch irgendetwas vorbereiten oder lernen muss, außerdem liegen meine Arbeitszeiten so, dass ich problemlos meinen Hobbys nachgehen kann.

Ich bin gespannt auf die nächsten sechs Monate und freue mich auf das, was mich erwartet.

 

Alfons

Gedenkstätte Bautzen

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