Wie die meisten von euch wahrscheinlich mitbekommen haben, haben wir Anfang dieses Jahrs eine große Umfrage unter allen sächsischen Freiwilligen durchgeführt. Mit 800 Teilnehmer*innen haben daran mehr als ein Drittel der Freiwilligen in Sachsen teilgenommen, was für uns ein großer Erfolg ist. Es war sehr spannend zu sehen, wie es euch in den Einsatzstellen geht, was euch beschäftigt und was ihr euch von uns wünscht. Jetzt wollen wir euch einen Teil der Ergebnisse vorstellen.

Kommen wir mal ganz kurz zu den langweiligen Statistiken: Knapp ein Viertel der Teilnehmer*innen sind minderjährig, weibliche Personen sind mit über 65 % sehr stark vertreten und die meisten von euch arbeiten im Gesundheitswesen, in Kindergärten oder Schulen. Etwa 56 % haben ein Abitur, 36 % einen Realschulabschluss und die knappe Mehrheit stammt aus nichtakademischen Verhältnissen, das heißt, dass kein Elternteil studiert hat. Als Gründe für den Freiwilligendienst wurden am häufigsten Berufsorientierung und Überbrückung genannt.

Mit Blick auf die Einsatzstellen gibt es eine gute Nachricht: Im Durchschnitt wurden durchgehend gute Noten vergeben. In keiner Kategorie fällt die Durchschnittsnote schlechter als 2,2 aus – das kann sich wirklich sehen lassen. Am zufriedensten wart ihr mit der Begleitung in der Einsatzstelle und der Arbeitsatmosphäre. Dazu gab es Kommentare wie „Jeder Tag macht auf seine Art Spaß“, es gibt „abwechslungsreiche Aufgaben“ und „bei Fragen (…) kann man sich an jeden wenden.“ Viele haben auch erwähnt, dass ihnen „früh sehr viel Vertrauen geschenkt (wurde)“. Neben Leuten, die sich als „vollwertige Mitarbeiterin (…) auf Augenhöhe“ fühlen, gab es aber leider auch einige negative Erfahrungen. Einige berichten davon, dass sie wenig Wertschätzung erfahren und allein gelassen werden. Die meisten von euch erreichen ihre Einsatzstelle übrigens mit dem ÖPNV, dafür nutzen 60 % das Bildungsticket. Überraschend fanden wir, dass knapp 20 % ihre Einsatzstelle zu Fuß erreichen können.

Vor allem, wenn man unzufrieden in seiner Einsatzstelle ist, ist es natürlich wichtig, dass der Träger einem zur Seite steht und unterstützt. Auch die Träger wurden von euch durchschnittlich sehr gut bewertet, besonders positiv fällt dabei die Betreuung und Unterstützung auf, die sogar fast die Note 1 geschafft hat. Mit einer Note von 2,5 wurde die Qualität der Online-Seminare am schlechtesten von allen Kategorien bewertet – hier muss man allerdings dazu sagen, dass nur knapp ein Drittel der Teilnehmer*innen überhaupt Online-Seminare hatten. Es gab aber auch so einige Kritik an der Gestaltung der Seminare. Einige finden zum Beispiel, dass das „Potenzial der Seminare nicht ausgeschöpft wird“, sie „könnten interessanter gestaltet werden, nicht nur die ganzen 5 Tage zusammen im Stuhlkreis sitzen“. Um jetzt nicht zu negativ zu werden: viele haben auch ihre Betreuungspersonen gelobt und eine Person bezeichnete die Seminare sogar als „pure Liebe“ 😀

Knapp drei Viertel von euch finden, dass Freiwilligen in der Gesellschaft zu wenig Wertschätzung entgegengebracht wird. Wertschätzung kann sich ja in Form von Dankbarkeit und Lob äußern, aber auch durch die Höhe des Taschengelds und die Belastung, die Freiwilligen zugetraut wird. Die Mehrheit von euch würde sich zum Beispiel wünschen, keine Vollzeit mehr zu arbeiten – der Durchschnittswert aus allen Angaben liegt bei 30,5 Stunden Wunscharbeitszeit. Zusätzlich ist für 65 % der Teilnehmer*innen das Taschengeld nicht ausreichend, viele würden auch gerne von Zuhause ausziehen, können das aber aufgrund ihrer finanziellen Situation nicht. Ein Zitat dazu: „Mein Taschengeld deckt nicht mal ansatzweise die entstehenden Lebensunterhaltungskosten“ und „für einen richtigen Zweitjob ist keine Zeit“ – ein Problem, von dem einige berichtet haben. Auch hier haben wir nach eurem Wunschtaschengeld gefragt – dieses würde durchschnittlich bei 518 € liegen. Aktuell bekommt ein Großteil der Freiwilligen zwischen 300 € und 400 €. Ein schöner Kommentar dazu: „Wäre es kein FSJ, würde man jedem den Vogel zeigen, der eine Vollzeitstelle damit entlohnt.“

Knapp über 70 % haben angegeben, dass sie sich über die Arbeit der Sprecher*innen gut informiert fühlen. Es gab aber auch viele Kommentare, dass ihr nicht wisst, was wir eigentlich machen und welche Ergebnisse es gibt – hier wollen wir darauf hinweisen, dass für Interessierte alle Protokolle unserer Treffen auf der Website engagiert-dabei.de im Reiter „Für Freiwillige“ unter Downloads bereitstehen. Dort könnt ihr nachlesen, was wir bei den Treffen so besprochen haben.

Wir bedanken uns nochmal bei jedem Freiwilligen, der an der Umfrage teilgenommen und damit dafür gesorgt hat, dass wir und der nachfolgende Jahrgang sowie die Trägerversammlung eine gute Argumentationsgrundlage gegenüber Politik und Medien haben.

Text und Graphik: Martha Rötzer (LKJ Sachsen e.V., Landessprecherin 2022/23)

Auswertung der „großen Umfrage“

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