"Übergänge gut begleiten"
Freiwilligendienste sind sowohl eine Bildungs- und Orientierungszeit als auch eine Zeit biografischer Übergänge. Je nach Lebensalter durchleben die Freiwilligen verschiedene Übergangssituationen. Übergänge in der Zeit des Freiwilligendienstes stellen sich als verdichtete Wandlungs- und Entwicklungsprozesse vielfältig dar. So kann der Übergang von der Schule zu einer Ausbildung oder einem Studium, aber auch der Wiedereinstieg ins Arbeitsleben oder die berufliche Neuorientierung anstehen. Es heißt für die Freiwilligen, eigene Ressourcen und Kompetenzen mit den gesellschaftlichen Anforderungen in Beziehung zu setzen. Die pädagogischen Begleiter unterstützen „ihre“ Freiwilligen auf diesem Weg. Dabei müssen sie u. a. der Mannigfaltigkeit an Motiven, einen Freiwilligendienst zu machen, sowie der Heterogenität innerhalb der Freiwilligengruppe Beachtung schenken.
Im Rahmen unseres Fachtags werden wir in Fachimpulsen das Thema Freiwilligendienst als Übergangssituation im Leben aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten. Insbesondere ist es uns ein Anliegen, gemeinsam zu diskutieren, vor welchen Herausforderungen sich Freiwilligendienste aktuell sehen. Diese wollen wir mit konkreten Beispielen aus der Praxis verknüpfen. Sie haben die Möglichkeit, sich intensiv mit anderen Begleitern von Freiwilligendiensten auszutauschen. Konkrete Themen, die die Träger der Freiwilligendienste bewegen, werden innerhalb des Fachtags in 6 Workshops vertieft.
Tagungsverlauf
Ab 09.00 Uhr | Ankommen / Anmeldung |
10.00 Uhr | Begrüßung durch Fachstelle und Moderatorin Dr. Regine Förster |
10:10 Uhr | Grußwort der Staatssekretärin Regina Kraushaar (angefragt) Sächsisches Staatsministerium für Soziales und Verbraucherschutz |
10:25 Uhr | Einstieg in den Impuls- und Werkstattvormittag Dr. Regine Förster und Prof. Dr. Wolfgang Schröer (Universität Hildesheim) |
10:30 Uhr | 4 Impulse – 4 Erwiderungen – 4 Diskussionsrunden
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12:30 Uhr | Mittagspause, Zeit für Gespräche |
13:30 Uhr | Workshops inkl. Kaffeepause
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16:30 Uhr | Zusammenführung und Rückmeldungen aus den Workshops |
17:15 Uhr | Tagungsende |
Dr. Regine Förster ist freie Hörfunkjournalistin und arbeitet vor allem für den MDR Kultur. Ihre Schwerpunktthemen liegen im Bereich Bildung und Soziales.
Liane Hoder arbeitet als Graphic Recorder unter dem Label Himbeerspecht bei Konferenzen oder Veranstaltungen jeder Art und als Allustratorin an verschiedensten Kundenprojekten.
Impulse
1. Entgrenzung von Jugend: Von der Nutzlosigkeit jugendlich zu sein!
Jugend ist heute mehr als Experimentierphase. Heute sind junge Menschen frühzeitig einem "Wettbewerb um Bildungszertifikate" ausgesetzt, der bis weit in das junge Erwachsenenalter hineinreicht.
2. Übergang Schule – Ausbildung & Studium: Alles verwertbar oder was?
Übergänge sind mehr als Schnittstellen im Lebenslauf. Sie sind die Zeiträume im Lebenslauf, die wegweisend und entscheidungsintensiv sind.
3. Lebens- und Werteorientierung: Macht soziales Engagement Sinn?
Wozu soziales Engagement? Soziales Engagement steht heute zwischen biographischer sowie zivilgesellschaftlicher Orientierung und Passung im Lebenslauf.
4. Übergänge lebenslang oder Freiwilligendienst als biographische Ressource.
Lebenslanges Lernen und freiwilliges Engagement in allen Lebensaltern wird vielfach propagiert, doch werden nicht zu sehr generationale und lebensaltersbezogene Herausforderungen verwischt?
Arbeitsschwerpunkte in Forschung und Lehre
- Kinder- und Jugendhilfe
- Soziale Dienste und Sozialpolitik
- Transnationale Soziale Arbeit
- Care in der Lebensspanne
- Migrationsforschung
Wissenschaftlicher Werdegang
- 1987-1993; Studium der Diplom-Pädagogik; Fachrichtung: Sozialpädagogik und Sozialarbeit an der Freien Universität Berlin
- 1993-1998; wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Sozialpädagogik, Sozialarbeit und Wohlfahrtswissenschaften der Technischen Universität Dresden
- 1998-2002; wissenschaftlicher Assistent am oben genannten Institut der Technischen Universität Dresden
- Februar 1998; Dr. phil.; Dissertation: „Ganze Menschen. Sozialpädagogische Versuche ...“ Die Sozialpädagogikdebatte im ‚Kampf um Herbart’ (1888-1905); Gesamtprädikat: summa cum laude
- 2002-2004; Juniorprofessor für Sozialpädagogik und soziale Transformation ebenfalls an der TU Dresden
- seit 2004; Professor für Sozialpädagogik (W3) am Institut für Sozial- und Organisationspädagogik der Stiftung Universität Hildesheim
- seit 2008; Sprecher des DFG-Graduiertenkolleg 1474 Transnationale Soziale Unterstützung
- seit 2010; geschäftsführender Direktor des Instituts für Sozial- und Organisationspädagogik der Universität Hildesheim
Workshops
ReferentIn: Veronika Luther (Sächsische Landesstiftung Natur und Umwelt) und Fabian Brenner (Sächsiche Umweltakademie der URANIA e.V.)
Nach einem kurzen Abriss über die Aspekte partizipatorischer Bildungsarbeit haben die Teilnehmer*innen die Möglichkeit, sich über erfolgreiche Praxisbeispiele auszutauschen sowie mögliche Grenzen partizipatorischer Bildungsarbeit auszuloten.
Grundsätzlich ist der Workshop jedoch darauf angelegt, die spezifischen inhaltlichen Wünsche der Teilnehmer*innen in den Vordergrund zu stellen.
ReferentInnen: Franzika Koch, Laura Alzberg und Olga Lamparter, bezev e.V. (Behinderung und Entwicklungszusammenarbeit e.V.)
Im Workshop werden wir für Bedarfe von Freiwilligen mit ganz unterschiedlichen Arten der Beeinträchtigung/Behinderung bzw. Unterstützungsbedarfe sensibilisieren. Dabei werden sowohl Fragen der inklusiven Öffentlichkeitsarbeit als auch der organisatorischen und der pädagogischen Umsetzung eines inklusiven Freiwilligendienstes diskutiert.
ReferentInnen: Markus Lohse, Juliane Herrlein, Siku Zakaria, Heim gGmbH; Katja Fickentscher, Klinikum Chemnitz
Eine Bewerberin aus Tadschikistan! – Was nun?
Junge und ältere Menschen weltweit interessieren sich für den Freiwilligendienst in Deutschland. Sie lassen sich dabei auf vielseitige Erfahrungen im Freiwilligen Sozialen Jahr oder den Bundesfreiwilligendienst ein, um einerseits den Wissenstransfers in das jeweilige Heimatland zu realisieren und andererseits persönlich durch Auslandserfahrung zu wachsen. Auch für Einsatzstellen bietet ein FSJ/BFD-Incoming vielseitige Lehr-Lern-Erfahrungen und damit verbundene Herausforderungen. Ziel des Workshops ist es bisherige Erfahrungen im Incoming mit interessierten Trägern, Einsatzstellen, Freiwilligen und pädagogischen Mitarbeiter*innen zu teilen. Im gemeinsamen Gespräch lassen sich dann ggf. mögliche Vorbehalte auflösen, Fragen klären sowie Chancen und Herausforderungen thematisieren.
Empfehlungen für die Ausgestaltung von Incoming-Freiwilligendiensten in Deutschland
Referentin: Dr. Eva Hammerstein, FÄ für Psychiatrie & Psychotherapie, Leipzig
In letzter Zeit stehen die Träger von Freiwilligendiensten vermehrt vor der Herausforderung, Freiwillige mit verschiedensten „psychischen Beeinträchtigungen“ pädagogisch zu begleiten. Dies hat Auswirkungen sowohl auf die Gestaltung der Bildungsarbeit als auch auf die Tätigkeit der Freiwilligen in ihren jeweiligen Einsatzstellen. Dabei können Überforderungssituationen auf allen Seiten entstehen. Der Workshop bietet einen Überblick über die Entstehung von psychischen Krankheiten und den Umgang mit Freiwilligen mit psychischen Auffälligkeiten.
Referent: Dr. Rico Behrens, TU Dresden
Ausgehend von den Beschreibungen der Teilnehmenden zu Herausforderungen ihres Arbeitsumfeldes wurden Ansätze und Handlungsstrategien politischer Bildung vorgestellt. Dabei ging es sowohl um Strategien demokratiepädagogischer Arbeit als auch um Methoden und Möglichkeiten der Förderung eines reflektierten Politikbewusstseins. Gemeinsam wurden Reaktionsmuster auf rechtspopulistische Argumentationen und Stammtischparolen reflektiert und praktische Hilfen (z.B. Argumentationsdreieck) durchgespielt. Der Austausch und die Diskussion zu eigenen Rollenbildern im Themenfeld wird sicherlich eine weiter zu bewegende Frage sein.
Referentin: Karina Falke, Walden e.V.
In Zeiten großer gesellschaftlicher und ökologischer Herausforderungen müssen pädagogische Fachkräfte mehr leisten, als Bildungswissen weiterzugeben. Die Initiatorische Naturpädagogik (INP) begleitet Jugendliche und junge Erwachsene in ihren Wachstums- und Werdeprozessen und fordert sie dazu heraus, mündige und auch tragende Mitglieder unserer Gesellschaft zu werden. Der bewusst begangene Übergang von einem Lebensabschnitt zum nächsten und der darin enthaltene Reifungsprozess ist Kernstück der INP. In unterschiedlichen Formaten können junge Menschen viel über ihre Stärken und Schwächen erfahren, ihre Grenzen berühren, sich tiefe Fragen stellen und eigene Antworten finden.
Um diese inneren und äußeren Bewegungen anregen und begleiten zu können, brauchen Pädagog*innen nicht nur ein Verständnis von Übergangsprozessen, sondern auch eine innere Vision von Erwachsenheit.