Nach Abbruch meines Soziologiestudiums im Sommer 2023 stand ich kurz planlos da. Ich hatte überlegt, wie ich mit meinen 22 Jahren nun meinen beruflichen Werdegang und auch allgemein meine Zukunft gestalten wollte. Tischler war mein nächstes Ziel, da ich schnellstmöglich mein eigenes Geld verdienen und nicht mehr auf Kosten meiner Eltern leben wollte. Ich hatte einen Ausbildungsplatz in einer Dresdner Tischlerei mündlich zugesichert bekommen, der mir dann kurzerhand vor Ausbildungsbeginn aberkannt wurde. Dann saß ich da. Ohne irgendetwas in der Hand.

Kurz vor dem Rausfallen aus Kindergeldzahlungen, Famillienversicherung etc. kam mein bester Freund auf die grandiose Idee, dass ich mich an unserer alten Grundschule, an der wir beide in dieselbe Klasse gegangen sind, melden und für einen Freiwilliges Jahr bewerben soll. Dies tat ich und nach wenigen Wochen wurde ich als BFDler an der FES Dresden über meinen Träger das KJW-Ost Leipzig angestellt. Das war meine Rettung und mein Anker im wilden Ozean der Berufs- und Selbstfindung.

Ich habe im Hort und der Grundschule anfangen zu arbeiten und hatte eigentlich eine große Angst davor, da ich mich noch nie sonderlich mit Kindern zwischen fünf und elf Jahren verstanden habe. Aber nach wenigen Wochen wurde ich von den Kindern und meinem Kollegium so herzlich angenommen, dass ich einen geregelten und schönen Arbeitsalltag hatte. Dann kam die erste Seminarfahrt und innerhalb dieser fünf Tage wurden schon Freundschaften geschlossen, die mittlerweile schon stark gewachsen und gefestigt sind. Auf der Seminarfahrt wurde ich auch als Gruppenseminarsprecher gewählt und fand mich dann wenige Wochen später auf der Landessprecher*innenwahl Sachsens wieder. Nach einem kleinen Fingerschwur und vielen tollen Gesprächen wurde ich dann, für mich selbst als erstaunende Nachricht, gewählt und hatte nun das Amt eines Landessprechenden Sachsens inne. So war ich sehr euphorisiert und glücklich über meinen aktuellen Werdegang.

Zurück im Arbeitsalltag konnte ich mich in der Grundschule und im Hort einbringen, habe kleine Workshops, sogar Unterrichtsabschnitte leiten, einen neuen Schulsong erarbeiten und auch im Ferienbetrieb eine wunderbare Übernachtungsaktion mit Schatzsuche miterleben dürfen. Und das ist nur ein kleiner Teil von Allem, was in meiner Einsatzstelle mein täglich Brot war. Dann kam der April und ich hatte das Glück, mit meinem Träger eine besondere Seminarfahrt in die Communaute Taizé nach Frankreich anzutreten. Beim selbstgewählten Zelten (es hätte auch beheizte Zimmer gegeben) bei Wind und Wetter wurden wir Teil dieser Kommune, traten in den Diskurs mit den Mönchen, arbeiteten zum Erhalt dieser Stätte und kamen am Abend zum vereinten Gesang mit Gitarre und Cajon zusammen. Wir trafen Menschen aus Italien, Lettland, England, Irland, Senegal, Spanien und Polen. Nach neun Tagen ging es wieder nach Hause und ich hatte während dieser Seminarfahrt den Gedankenanstoß von meiner Anleiterin bekommen, etwas im sozialen Bereich zu studieren. So kümmerte ich mich in den letzten Monaten meines Freiwilligenjahres darum, einen Studienplatz für Soziale Arbeit zu ergattern. Nach einigem hin und her hatte ich es geschafft und studiere jetzt an der SRH Dresden als dualer Student Soziale Arbeit und meine ehemalige Einsatzstelle (FES Dresden) ist jetzt mein Praxispartner. Also bin ich vom Freiwilligendienstleistenden zum studierenden Sozialarbeiter an meiner alten Grundschule geworden.

So hat mich dieses Freiwilligenjahr mehr als geprägt, erfüllt mit Freude, mich beschenkt mit neuen Freundschaften, mich in die politische Schiene durch das Amt des Landessprechenden gebracht, mir meinen Weg ins Berufsleben ermöglicht und mir gezeigt, wo ich noch unentdeckte Stärken bei mir selbst finde. Ich werde dieses Jahr sehr gut und wunderbar für mich in Erinnerung behalten.

Text: Stefan Wagner (Landessprecher 2023/24)

Freiwilligendienst als letzter Anker und als Sprungbrett!

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