Von Zuhause auszuziehen ist gewiss nicht leicht. Gerade dann, wenn ein neuer Lebensabschnitt anfängt und man einen unbekannten Schritt ins Leben wagen muss, fällt es einem dann doch recht schwer, das so gut bekannte Zuhause zu verlassen.

Doch auch diese Veränderung gehört dazu. Und für einen jungen Menschen ist es wichtig, diese Erfahrung zu machen. Man lernt eine ganz neue Art von Selbständigkeit. Und vieles muss man erst neu erlernen. So zum Beispiel: Wie schließe ich einen Mietvertrag ab? Was sind die Nebenkosten einer Wohnung? Welcher Stromvertrag passt für meinen Verbrauch? Wann gehe ich am besten einkaufen und wieviel kaufe ich ein? All diese Sachen wurden einem schließlich nicht in der Schule beigebracht.

Ich heiße Heidi und ich bin mit 17 Jahren von Schwerin nach Dresden gezogen, in meine erste eigene Wohnung. Diesen neuen Schritt möchte ich nun mit euch hier teilen.

Am Anfang, hatte ich erstmal nur die Zusage für mein FSJ und die Gewissheit, dass es nach Dresden geht. Allein dieser Gedanke schien mir schon einmal schwer verdaubar zu sein. Denn Dresden liegt nicht gerade um die Ecke. Um genau zu sein, liegt es 422 km von meinem Zuhause entfernt. Und als dieser Gedanke langsam in das Bewusstsein sickerte und ich mich auf die neue Stadt und den Beginn meines FSJ im Staatsschauspiel freute, ging alles ganz schnell.

Ich schaute nach einer geeigneten Wohnung für mich. Schon bereits hier wird man auf viele neue Fragen stoßen. Möchte man in einer WG leben oder allein? Wie zentral sollte die Wohnung liegen?

Für mich stand schnell fest: ich möchte alleine wohnen. Und so schaute ich in ganz Dresden nach Einraumwohnungen. Tatsächlich wurde ich sehr schnell fündig.

Mein Glück war es auch, dass ich ein paar Verwandte in Dresden hatte. So konnte die Wohnung, welche ich mir ausgesucht hatte, besichtigt werden. Und da bereits hier alles stimmte, beantragten wir eine Reservierung auf das 22 Quadratmeter große Apartment. Nach einigen Wochen kam dann der Mietvertrag bei mir an. Wenn ich ehrlich bin, habe ich davon kein Wort verstanden, von dem was in den 60 Seiten stand. Wenn es nicht sogar noch mehr waren. In Ruhe und mit aller Geduld lasen mein Vater und ich uns den Vertrag durch. Und nach ein paar letzten Absprachen und Telefonaten unterschrieben wir schlussendlich. Damit war es besiegelt: ich ziehe offiziell nach Dresden!

In den folgenden paar Wochen einigten wir uns auf ein Umzugsdatum, kauften Möbel und organisierten einen Umzugswagen. Die Zeit bis zum 20. August 2020 verging wie im Fluge und so langsam nahm ich Abschied von dem Ort, den ich Zuhause nenne.

Ein Umzug bringt nicht nur eine territoriale Veränderung mit sich. Man lässt sein „altes“ Leben hinter sich und springt mit riesem Schwunge in ein neues.

In dem letzten Sommer, verbrachte ich viel Zeit mit meinen Freunden. Über die Zeit verabschiedeten wir uns voneinander. Jeder musste nun seine eigenen Wege gehen, und ich war eine der ersten, die wegging.

Und so kam dann der große Umzugstag. Und wie es so kommen musste, zerrte ich mir am gleichen Morgen noch die Schulter. Das macht sich sicher nicht so gut, wenn man bedenkt, wieviel wir an diesem Tag tragen und verladen und dann wieder ausladen mussten.

Nachdem alles, was ich hatte, im Umzugswagen war, ging es auch schon los. Die sechsstündige Fahrt nach Dresden. Ich weiß noch, dass es geschlagene 30 Grad an diesem Tag waren. In Dresden angekommen, sah ich dann zum ersten Mal meine kleine Wohnung. Das war ein unfassbar aufregender und schöner Moment.

Was die Tage darauf folgte waren Möbelaufbau und Einrichten, Sortieren und Dresden kennen lernen. Zwischen meinem Umzug und dem Beginn meines FSJ hatte ich gerade einmal vier Tage Zeit, um mich zu sortieren und die Stadt kennen zu lernen. Bei weitem nicht genug Zeit, wie man sich sicher vorstellen kann.

Und dann nachdem alles aufgebaut, sortiert und besorgt war, kam der Abschied von meinen Eltern.

Und zum ersten Mal, seitdem feststand, dass ich nach Dresden gehen würde, hatte ich richtigen Bammel vor dem, was kommt. Man muss sich auf einmal mit Sachen beschäftigen, die im Normalfall die Eltern für einen übernommen haben. So zum Beispiel einen WLAN-Vertrag oder einen Stromvertrag abschließen.

Es kommt einiges auf einen zu und alles, was man macht, ist so schön neu und aufregend! Viel Zeit zum Nachdenken bleibt da gar nicht. Doch wenn man sich eingelebt hat, und so langsam ankommt, dann kommt etwas ganz anderes auf einen zu. Etwas, was im ersten Moment nicht zwingend positiv erscheint: Heimweh. Jeder kennt Heimweh, aber diese Form, ist ganz neu.

Ich befand mich in einer fremden Stadt, ohne Freunde und Familie um mich herum. Das ist eine ganz andere Erfahrung die sicherlich der Großteil junger Menschen erlebt, die gerade erst frisch ausgezogen sind. Doch auch das geht vorbei. Denn im Grunde genommen zeigt dir Heimweh, dass du etwas vermisst, was dir wichtig war. Und das zu wissen, ist doch ganz schön, oder nicht?

Zusammenfassend bin ich froh, nach Dresden gezogen zu sein, auch wenn diese Stadt vielleicht nicht meine Studienstadt wird, und ich weiterziehen werde. Trotzdem: ohne die zahlreichen Zusprüche meiner Freunde, ohne die Unterstützung meiner Eltern und ohne eine Prise Mut, wäre mir dieser Schritt wahrscheinlich nicht so gut gelungen.

  • Heidi Meyenberg (Staatsschauspiel Dresden, FSJ Kultur)
Wie ist das, von Zuhause auszuziehen?

2 thoughts on “Wie ist das, von Zuhause auszuziehen?

  • 23. Juli 2021 bei 20:08
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    Dass ein Umzug aus dem Elternhaus weitaus mehr bedeutet als eine territoriale Veränderung, ist absolut richtig. Allerdings merken dies Auszubildende und Studenten erst, wenn der Umzug endgültig vollbracht ist. Jedoch ist das Leben in einer Wohngemeinschaft oder in der ersten eigenen Mietwohnung eine wertvolle Erfahrung. Diese können junge Menschen beispielsweise in der sächsischen kleinen Stadt Lichtenstein machen.

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  • 30. November 2023 bei 18:56
    Permalink

    Vielen Dank für den ausführlichen Einblick in den Umzug. Hier ist nicht nur die Durchführung des Umzugs schwierig, der mit einer Umzugsfirma zwar stressfreier wird, sondern die Trennung und das hinter sich lassen des Elternhauses.

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