Es ist kaum zu glauben, aber manchmal kann die Landespolitik doch schnell und überraschend handeln. Ab dem 01.08.2020 ist das Azubiticket in Sachsen auch für Freiwilligendienstleistende gültig. Gerade Freiwillige, die täglich zu ihrer Einsatzstelle pendeln müssen, wird es freuen, wenn am Ende des Monats etwas mehr vom generell schon knappen Taschengeld übrig bleibt.

Doch auch wenn es ein gutes Zeichen ist, so bleibt die Öffnung des Azubitickets ein erster Schritt auf dem langen Weg zur freien Fahrt für Freiwillige. So, wie die Umsetzung aktuell geplant ist, gibt es leider noch einige Fragen.

Zum einen wäre da der finanzielle Aspekt. Während für Auszubildende im ersten Lehrjahr ein Mindestlohn von 515 € monatlich gilt, bekommen Freiwilligendienstleistende in der Regel ein Taschengeld von ca. 300 €-350 €. Wenn also ein*e Auszubildende*r für das Azubiticket in einem Verkehrsverbund ca. 9,3% seines*ihres monatlichen Verdienstes zahlt, so muss ein*e Freiwillige*r bis zu 16% seines*ihres monatlichen Taschengeldes hinblättern. Dass ein*e Auszubildende ungefähr das 1,7-fache an Geld zur Verfügung hat, wird noch nicht berücksichtigt.

Außerdem ist ein Abomodell, das eine Mindestvertragslaufzeit von zwölf Monaten vorschreibt, äußerst unpraktisch für einen Freiwilligendienst, der zwischen sechs und 18 Monate dauern kann. Des weiteren kann ein Freiwilligendienst ab dem sechsten Monat jeden Monat erfolgreich beendet werden. Dass die Freiwilligendienste so flexibel sind, ist auch ein Grund für ihren Erfolg, denn es ermöglicht den Freiwilligen einen flexiblen Einstieg in eine Ausbildung oder ein Studium.

Bis Anfang August muss also mindestens noch das Flexibilitätsproblem gelöst werden. Im Koalitionsvertrag ist perspektivisch das Bildungsticket angezeigt: „Freiwilligendienstleistende wollen wir perspektivisch in das Bildungsticket integrieren, in einem ersten Schritt sollen sie von dem AzubiTicket profitieren.“ Dass dies nun eingeführt und von Anfang an für Freiwilligendienstleistende geöffnet wird, ist der nächste wichtige Schritt, um die Freiwilligendienste in der Gesellschaft endlich angemessen zu würdigen.

Ein erster Schritt in Richtung freie Fahrt

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