Es klingt verrückt, aber ich habe das Gefühl, das letzte Jahr mehr gelebt zu haben, als all die Jahre davor!
Bis kurz nach dem Abitur wusste ich nicht, was ich danach anfangen soll, sowohl mit meiner Zukunft, als auch mit mir selbst. Ich habe mich sehr unter Druck gesetzt gefühlt, und das Gefühl gehabt, irgendetwas anfangen zu müssen. Also begann ich dann aufgrund meines bis dahin sehr kleinen Horizonts an zu studieren, weil ich dachte, so muss das mit Abi nun mal sein, ich muss diesen bestimmten Erwartungen gerecht werden. Ich entschied mich für irgendeinen Studiengang, von dem ich dachte, dieser würde meinen Fähigkeiten am meisten entsprechen. Wohin ich dann damit wollte, wusste ich nicht. Nach gut zwei Semestern brach ich ab. Erst viel später stieß ich zufällig auf den Freiwilligendienst.

Ich bin dankbar so entschieden zu haben, und das Leben passieren zu lassen! Ich habe begriffen, dass es ok ist, zu „scheitern“ und Dinge zu unter- oder abzubrechen, zu erkennen, dass man nicht absolut ehrlich zu sich war, und man sich so viel Zeit lassen kann, wie man braucht, denn wenn wir etwas wirklich haben, dann ist es ZEIT. Zeit uns auszuprobieren, „vermeidliche“ Fehler zu machen, zu lernen, zu erleben!

Vor diesem Jahr habe ich mich immer wieder gefragt, warum ich lebe, aber im Nachhinein scheint mir die Antwort so einfach zu sein, nämlich genau deshalb, um zu LEBEN!

Es ist so verrückt und unglaublich, dass die Antworten auf all unsere Fragen so nah sind, in uns sind, und wir trotzdem nicht sehen, weil wir zu blind und betäubt sind, um zu erkennen, dass wir bereits genug sind!

Ich habe 20 Jahre gebraucht, um für mich zu erkennen, dass ich mich nicht damit abfinden möchte, mal irgendwann jemand zu sein. Ich möchte mich nicht über das identifizieren oder definieren, was ich tue oder was ich bin, sondern den Punkt einfach nach dem „ich bin“ machen! Ich möchte mich nicht für einen Weg entscheiden müssen, sondern aus Vielen MEINEN Weg zusammenbasteln! Besonders die Zeit im Freiwilligendienst hat mich erkennen lassen, dass ich hier bin, um das Leben zu leben, um MEIN Leben zu leben!

In dieser Zeit bin ich an mir gewachsen, über mich hinausgewachsen, ich habe so viele wertvolle Erfahrungen sammeln dürfen, mich ausprobiert, habe einige meiner Ängste wahrgenommen, und mich ihnen gestellt! Ich bin lieben Menschen begegnet, habe Perspektivenwechsel zugelassen, und mich mit mir selbst auseinandergesetzt – ich habe mehr zu meinem Selbst gefunden!

Meinen Weg bereue ich nicht, denn nur durch das was mir passiert ist, bin ich jetzt da, wo ich bin!
Trotzdem wünsche ich mir, dass ihr alle JETZT auf eure Herzen hören könnt, denn tief im Innern, wissen wir vermutlich alle genau was uns guttut, und was für uns wichtig und richtig ist! Wir müssen nur lernen, hinzuhören!

Also hört auf euch, hört euch um, lasst euch nicht in euren Möglichkeiten einschränken, und euch vom System Erwartungen und Leistungsdruck aufdrücken!

Denn ihr seid genug!

Lebt eure Träume, denn es gibt Wichtigeres im Leben, als einen gut bezahlten Job!

Die Möglichkeit, einen Freiwilligen zu absolvieren, lege ich, jeder und jedem ans Herz, die oder der sich in Bezug auf ihre oder seine Zukunft noch nicht festlegen, sondern ausprobieren, und nebenbei Gutes tun möchte!

Ich persönlich bin so unglaublich dankbar für das letzte Jahr, denn dieses eine Jahr hat ungelogen mein komplettes Leben verändert und bereichert!

Gebt euch auch die Möglichkeit, zu wachsen – ob mit Freiwilligendienst oder ohne!

Um zu lernen, zu träumen, und zu LEBEN!

Sonja (Herbie e.V.)

Meine Zeit im FSJ hat ungelogen mein komplettes Leben bereichert und verändert – ein Plädoyer für das Leben und den Freiwilligendienst

Ein Gedanke über “Meine Zeit im FSJ hat ungelogen mein komplettes Leben bereichert und verändert – ein Plädoyer für das Leben und den Freiwilligendienst

  • 7. Mai 2020 bei 10:27
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    Wirklich schöner Text! Sehr bereichernd!

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